Vorteile von Primärversorgungszentren (PVZ) und warum diese gutes Management brauchen

Business Case #1: Innovative Konzepte in der Gesundheitsversorgung

Die bekannte Form der Hausarztpraxis steht vor enormen Herausforderungen. Immer weniger Ärzt:innen möchten in diesem „klassischen“ System arbeiten und suchen mehr Teamarbeit und Flexibilität. Der Mangel an Ärzt:innen und Pflegepersonal verschärft die Situation zusätzlich. In diesem Kontext gewinnt ein neues Konzept an Bedeutung: Primärversorgungszentren (PVZ). PVZ können einen entscheidenden Beitrag als Ergänzung des bisherigen Systems für die Zukunft der Gesundheitsversorgung leisten. Wegen ihrer Größe brauchen sie aber neben der medizinischen Kompetenz auch betriebswirtschaftliches Know-How, um alle ihre Stärken zur vollen Wirkung zu bringen.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit für die Patient:innen in PVZ

In Primärversorgungszentren oder kurz PVZ (auch Primärversorgungseinheiten genannt), arbeiten HausärztInnen und KinderärztInnen gemeinsam mit einem multidisziplinären Team aus verschiedenen Gesundheitsberufen. Dieses erweiterte Team mit den Fachgebieten Ergotherapie, Physiotherapie, Psychologie, Diätologie, Sozialarbeit und Logopädie bringt eine breite Palette an therapeutischen Leistungen ein, die in den PVZ angeboten werden können.

Ergänzung statt Ersatz

PVZ als wichtige Ergänzung zur klassischen Hausarztpraxis

Die „klassische“ Hausarzt-Praxis ist nach wie vor sinnvoll und ein wichtiger Teil der Primärversorgung. Sie besteht oft aus einem Arzt/einer Ärztin, einer Diplompflegekraft und einer Ordinationsassistentin. Sie leisten Beachtliches und sind Ansprechpartner für alle grundlegenden medizinischen Fragen. Aufgrund des großen Andrangs entstehen häufig lange Wartezeiten und hoher Druck auf Ärzt:innen und Personal. Und während die Zahl der AllgemeinmedizinerInnen mit Kassenvertrag seit Jahren sinkt, wächst die Bevölkerung.

PVZ können das bestehende System ergänzen und attraktivere Rahmenbedingungen schaffen. Mit einem Modell für alle Ärzt:innen, die lieber im Team als allein arbeiten oder sich einen Kassenstelle teilen möchten, etwa weil sie Betreuungspflichten für ihre Kinder wahrnehmen. So ergänzen diese die Basisversorgung für die Bevölkerung in deren Wohnumfeld. Mit diesen größeren Einheiten von meist 3-8 Ärtz:innen plus größeren Teams lässt sich die Patientenversorgung besser organisieren.

"Aktuell gibt es in Österreich rund 70 Primärversorgungszentren. Die Politik hat vor wenigen Jahren das Ziel ausgegeben, 133 dieser Zentren bis 2025 zu schaffen. Dieses Ziel ist zwar in weiter Ferne, aber die Zahl der PVZ steigt mit jedem Jahr an und diese gewinnen immer mehr an Bedeutung."
Beste Medizin & beste Organisation

Voller Fokus auf die Kernaufgabe

PVZ können beachtliche Größen erreichen und erinnern oft an „kleine Krankenhäuser“ (natürlich mit weniger Leistungsspektrum und Öffnungszeiten). Mit 20 bis 60 Mitarbeitern und der Betreuung mehrerer hundert Patienten täglich ist eine effiziente Organisation unerlässlich. Strukturen und Abläufe müssen sorgfältig geplant und implementiert werden, um die Herausforderungen dieser größeren Einheiten zu bewältigen; denn gute Organisation sorgt unweigerlich für bessere Medizin.

Die Hauptrolle spielt natürlich die Medizin. Es sind die Ärzt:innen, die den Kern jedes PVZ bilden. Ohne sie gäbe es keine PVZ. Sie erstellen die Diagnosen, besprechen mit den Patient:innen die Therapie und weisen an das erweiterte Team zu. Ein gut funktionierendes PVZ ermöglicht es ihnen und den anderen Gesundheitsfachkräften, sich auf ihre Kernaufgabe zu konzentrieren – dem vollen Fokus auf die PatientInnnen. In der klassischen Hausarztpraxis werden täglichen Herausforderungen im persönlichen Kontakt gelöst, bei größeren Einheiten wie den PVZ funktioniert aber ein solches „Management auf Zuruf“ nicht mehr, hier braucht es gute Organisation.

Das macht für alle Beteiligten Sinn:

  • Die Ärzt:innen freuen sich über bessere Organisation, mehr Fokus auf die Patient:innen und interdisziplinäre Zusammenarbeit und flexiblere Freizeitgestaltung.
  • Die Mitarbeiter:innen profitieren ebenso von spannenden Aufgaben, Kooperation und Vertretungsmöglichkeit.
  • Und die Patient:innen freuen sich über kürzere Wartzeiten, bessere Verfügbarkeit und ein breites Angebot an Leistungen.
“Klare Abläufe und eine maßgeschneiderte Infrastruktur, insbesondere im Bereich IT, sind grundlegend für den reibungslosen Betrieb.”
Gutes Management als Investition

Wenn man Probleme vor sich herschiebt, holen sie einen irgendwann ein. Schlechte Organisation ist wie langfristig schlechtes Essen: Man fühlt sich danach nicht gut, es macht einen auf Dauer träge und unbeweglich und irgendwann ist der Notruf unausweichlich. Bei Unternehmen ist es ähnlich: Zuerst ist da nur das Gefühl, dass es nicht rund läuft, dann verliert man den Spaß, dann den Schwung, dann Mitstreiter:innen, macht unnötige Fehler und letztendlich droht das Aus.

"Gutes Management ist eine langfristige Investition, die wirkt: Effizienzsteigerung, aus Fehlern strukturiert lernen, Mitarbeiterengagement, Patientenmanagement und Innovation sind Bereiche, in denen gutes Management den entscheidenden Unterschied macht."
Die Potentiale von PVZ heben

Die Entwicklung einer besseren und effizienteren Grundversorgung im Gesundheitswesen ist ein wichtiger und richtiger Schritt. Primärversorgungszentren können hier einen gesellschaftlichen Beitrag leisten. So ermöglicht die Zusammenarbeit von Ärzt:innen und einem multidisziplinären Team eine umfangreichere und ganzheitliche Patientenversorgung. Teil dieses multidisziplinären Teams ist auch effektives Management und stellt sicher, dass Strukturen, Abläufe und Infrastruktur optimal auf die Herausforderungen zugeschnitten sind.

Von Christian Forsterleitner, 10/ 2024
Über uns:

Der Autor: Christian Forsterleitner ist Partner bei Prokop Sponner & Partner und arbeitet neben Projekten in der Industrie und Wirtschaft als Geschäftsführer des PVZ Traun im Gesundheitswesen.

Das Team: Neben Consulting- und Gutachter-Tätigkeiten übernimmt PROKOP SPONNER & PARTNER auch operative Aufgaben in Unternehmen wie die Unterstützung bei Leitungsaufgaben oder der operativen Geschäftsführung. Diese Mitarbeit an der “operativen Transformation” ermöglicht es, analysierte Empfehlungen konkret umzusetzen oder die Umsetzung operativ zu begleiten. Damit unterstützen wir Unternehmen und Organisationen dabei, ihre Ziele zu erreichen und sich weiterzuentwickeln